Foto: verona_S, istock

Jetzt wird es heiß – der Ratgeber für gesunde Kinderhaut im Sommer

Ein weiterer heißer Sommer wirft wenig Schatten auf uns: die Freibäder haben Tore und Becken geöffnet, die Tage sind wieder lang und heiß, viele Kinder toben nach Zeiten der Kontaktbeschränkung umso ausgelasser im Freien. Auch wenn manche Eltern verklärt an frühere Zeiten mit stundenlangem und unbeschwertem Sonnenbaden zurückdenken, gibt es viele gute Gründe, Kinder der Hitze des Sommers nur sehr wohl dosiert auszusetzen. Dieser Beitrag widmet sich all den Klippen, die Eltern in der schönsten Jahreszeit für Kinder umschiffen sollten, damit die Sonnenwärme wirklich nachhaltig glücklich macht.

Anziehend – richtig angezogen durch den Sommer

Kinder gehören im Sommer an die frische Luft – und genießen die warme Jahreszeit unter der Sonne. Das ist auch gut so. Aber gerade junge Haut ist sehr empfindlich gegenüber äußeren Einflüssen, insbesondere gegenüber intensiver Sonneneinstrahlung. Gerade Babyhaut ist um ein Vielfaches dünner, der Eigenschutz der Haut und die Fähigkeit zur Pigmentierung baut sich erst langsam ab dem zweiten Lebensjahr auf. Auch die Lichtschwiele, die Verdickung der Hornhaut zum Schutz der oberen Hautschichten gegen UV-Bestrahlung, wird erst im späteren Kindheitsalter aufgebaut. Zudem schwitzen kleine Kinder weniger als Erwachsene und können daher ihren Körper weniger gut kühlen. Viele Schutzmechanismen der Erwachsenenhaut sind also bei Kindern gar nicht oder nur gering vorhanden und erst mit der Pubertät vollständig entwickelt – weshalb ihre Haut viel schneller nachhaltigen Schaden nehmen kann. Babys sollten daher bis zum vollendeten ersten Lebensjahr überhaupt gar nicht der prallen Sonne ausgesetzt werden.

Wer Sonnenbräune auch bei Kindern für ein Schönheitsideal hält, der irrt sich gewaltig. Denn die Haut vergisst nicht – schon ein schlimmer Sonnenbrand in Kindertagen kann die Ursache für eine Erkrankung im späteren Alter sein. Jedes „Zuviel“ an UV-Bestrahlung, das heißt jede Hautrötung und jeder Sonnenbrand, kann die Zellstruktur der Haut verändern. Je häufiger diese Schäden zugefügt werden, desto höher steigt das Risiko, im späteren Alter an Hautkrebs zu erkranken. Untersuchungen zufolge werden 80 % der UV-Bestrahlung eines Menschen im Kindes- bzw. Jugendalter aufgenommen – aufgrund fehlender Schutzmechanismen der Haut. Es wird geschätzt, dass in Deutschland jährlich 120.000 Menschen neu an Hautkrebs erkranken, Tendenz steigend.
Aus diesen Gründen ist der Schutz der Kinderhaut oberstes Gebot. Insbesondere Ohren, Gesicht und Kopfhaut bieten der Sonne Angriffsflächen. Augenlider, Nasenrücken und Lippen reagieren auf zu starke Sonneneinstrahlung sehr empfindlich. Kinder sollten in der Sonne Hüte oder Mützen mit einem ausreichenden Schirm als Schattenspender für das Gesicht tragen, die auch den Nacken und die Ohren schützen. Shirts oder Hemden sollten bequem und nicht zu eng sein – ideal ist weite Baumwollkleidung, in der die Luft zirkulieren und so den Körper kühlen kann. Wenn Kinder stark schwitzen, ist Funktionskleidung aus Polyester oder Polypropylen zu empfehlen, da sie den Schweiß von der Haut weg transportiert und auf der Außenseite der Kleidung verdunsten lässt. Baumwolle hingegen speichert den Schweiß und klebt dann wie eine kalte Schicht auf dem Körper, wodurch die Hauttemperatur um bis zu 10°C sinken kann! Auch nackte Füße in Sandalen können zu einem schmerzenden Sonnenbrand auf dem Fußrücken führen – Strümpfe oder geschlossene Schuhe beugen hier vor. Natürlich laufen Kinder gern barfuß, das können und sollen sie auch ordentlich ausleben – im Schatten. Wenn Kinder dann einmal durchgeschwitzt sind, sollten sie schnell abgeduscht und in trockene Kleidung gepackt werden – sonst kann der Körper trotz Sonne stark auskühlen. Wechselsachen gehören beim Sommerausflug zu jeder guten Familienplanung!

Schützend – UV-Schutz als Kleidung oder Creme

Die Palette an Sonnenschutzmitteln für Kinder ist riesig, infolge einst unzähliger Berichte über das Ozonloch und drohenden Hautkrebs sind Produkte hier wie Pilze aus dem Boden geschossen. Auf eine fachgerechte Beratung im Fachhandel oder der Apotheke sollte ebenso Wert gelegt werden wie auf ein gründliches Lesen der Packungsbeilage. Gels und Produkte auf Alkoholbasis sind für Kinder ungeeignet, Cremes und Lotions mit hohem Lichtschutzfaktor trocknen Kinderhaut hingegen weniger stark aus. Inzwischen raten Experten bei Kindern zu Sonnenschutzmitteln mit mind. Lichtschutzfaktor 30, besser sogar mit LSF 50plus. Das Mittel sollte UV-B- und UV-A-Strahlen blocken. Mittlerweile wurden Sonnencremes entwickelt, die direkt nach dem Auftragen gegen UV-A- und UV-B-Strahlen wirken und die lästige Wartezeit von 20 bis 30 Minuten ersparen. Bei üblichen Mitteln ist es ratsam, die Kinder schon zu Hause einzucremen, bevor es in die Natur oder ins Freibad geht. Der Sonnenschutz sollte dann immer wieder neu aufgetragen werden, was Kindern oft lästig ist. Farbige Sonnenmilch oder Sonnenmilch aus der Pumpspraydose kann Kindern hier mehr Spaß bereiten. Bei der Verwendung von Babyöl als Sonnenschutz ist besondere Vorsicht geboten, da es die Lichtempfindlichkeit der Haut sogar erhöht.

Durch das gestiegene Bewusstsein für die Gefährdung der Kinderhaut durch Ozon gibt es immer mehr Kindersachen, die UV-Schutz versprechen. Eltern sollten darauf achten, dass solche Kleidung frei von schädlichen Zusatzstoffen ist. Viele Hersteller geben hierbei an, den „Australischen Standard“ zu erfüllen. Aber selbst dabei kann der Lichtschutzfaktor erheblich variieren, bei guten UV-Shirts ist ein Lichtschutzfaktor bis 500 möglich. Allerdings kann der Wert beim Tragen, Dehnen und Wässern stark sinken. Der UV-Projektionsfaktor (UVP) sollte auf jeden Fall nicht niedriger als 30 sein. Auch „normale“ Kleidung bietet Schutz, wenn sie engmaschig und möglichst dunkel ist, im Handel sollte man sich nach dem UV Standard 801 erkundigen.

Übrigens ist selbst bei bedecktem Himmel Vorsicht angesagt, denn bis zu 80% der UV-Strahlung dringt auch dann noch bis auf die Haut durch.

Sommer-Checkliste für Babys

Babys im ersten Lebensjahr gehören nicht in die Sonne. Sie müssen dennoch nicht auf deren heilsame Kräfte verzichten: Bereits 15 Minuten indirekter Sonneneinstrahlung genügen in diesem Alter zur Bildung von Vitamin D. Das gilt für Babys im ersten Lebensjahr:

  • immer einen Schattenplatz wählen
  • pralle Sonne selbst mit Sonnenschutz (Schirm, Verdeck) meiden
  • keine Sonnenschutzmittel verwenden
  • kein Babyöl als Sonneschutz verwenden, das schadet zusätzlich

Erschöpfend – Gefahren bei Hitze

Die Leistungsfähigkeit sinkt bei Hitze, Herz- und Kreislaufbeschwerden drohen, auch das Immunsystem wird durch zu viel Sonne geschwächt. Mit steigenden Temperaturen steigt auch das Risiko für Magen-Darm-Probleme und lebensmittelbedingte Magen-Darm-Infektionen. Durch körperliche Anstrengung in der Sonne können soviel Flüssigkeit und Elektrolyte verloren gehen, dass es zur Hitzeerschöpfung oder zum Hitzschlag kommt. Im Falle einer Erschöpfung kann man mit der schnellen Zufuhr von Mineralien und Wasser noch reagieren. Die Anzeichen sind kalter Schweiß, Blässe und ein allgemeines Schwächegefühl. Betroffene frösteln und haben einen schnellen, aber schwachen Puls bei normaler Körpertemperatur. Wenn nicht rechtzeitig geholfen wird, kommt es zur Überhitzung des gesamten Körpers und zum Wärmestau – zum sogenannten Hitzeschlag. Diese Gefahr ist bei schwülem Wetter mit hoher Luftfeuchte besonders groß. Bei einem Hitzschlag muss immer ein Notarzt verständigt werden. Eine erste Behandlung umfasst folgende Möglichkeiten:

  • feuchte Tücher auf Stirn und Nacken
  • Körper mit Eiswürfeln einreiben
  • stabile Seitenlage bei Bewusstlosigkeit

Sportliche Aktivitäten sollten gerade bei Kindern bei großer Hitze oder hohen Ozonwerten vermieden werden. Erwachsene verlieren hier je nach körperlicher Belastung bis zu 1,5 Liter Flüssigkeit pro Stunde! Kinder können das schwer einschätzen und durch Flüssigkeitsmangel einen Kreislaufkollaps erleiden. Ein Kreislaufkollaps beginnt meistens mit Schweißausbrüchen, oft einem Schwindelgefühl, bevor Betroffenen „schwarz vor Augen“ wird. Auch hier muss wie beim Hitzeschlag der Notarzt verständigt werden.

Aus diesen Gründen sollten Kinder die pralle Sommersonne zwischen 11 und 16 Uhr meiden. Besser ist es, morgens und am späteren Nachmittag draußen zu toben bzw. zu spielen. Babys gehören dagegen überhaupt nicht in die direkte Sonne – und Eltern, die Kleinkinder am Strand ungeschützt und längere Zeit in praller Sonne spielen lassen, haben die Zeichen der Zeit nicht verstanden.

Verhaltenstipps bei großer Hitze

  • Trinken, trinken, trinken: Wasser, Tees und stark verdünnte Fruchtsäfte ohne/mit sehr wenig Zuckergehalt
  • Stillbabys können auch schon extra dafür im Handel erhältliches stilles Wasser trinken (Stillmütter: selbst viel mehr trinken!)
  • Getränke nie eiskalt, lediglich gekühlt
  •  Alkohol, Kaffee und schwarzen Tee meiden
  • schattige Plätze bzw. kühle, gut belüftete Räume bevorzugen
  • Klimaanlagen nicht zu kalt stellen – Erkältungsgefahr!
  • fettreiche Nahrung wie Würstchen, Schweinefleisch etc. meiden
  • leichte Kost wie Gemüse und wasserreiches Obst bevorzugen
  • Einkäufe, Arztbesuche etc. vormittags oder abends und außerhalb der Mittagszeit planen
  • Ozon meiden: zwischen 14 und 17 Uhr sind die Ozonwerte am höchsten, vor allem am Stadtrand und in ländlichen Gebieten

Wenn man Kindern Abkühlung verschaffen möchte, sollte Zugluft vermieden werden, da sie die Schleimhäute austrocknet und für Erkältungsviren anfällig macht. Vorsicht ist auch beim Einkaufen angebracht, da viele Geschäfte durch Klimaanlagen die Innentemperatur stark herabsetzen. Was Erwachsene aufatmen lässt, birgt durch das extreme Temperaturgefälle für Kinder ein hohes Erkältungsrisiko. Die ideale Raumtemperatur liegt bei 20 – 21°C, sie sollte aber generell nicht mehr als fünf Grad unter der Außentemperatur liegen.

Auch ausgiebiges Baden oder Planschen kann zu starker Unterkühlung und Erkältung führen – hier lohnt sich für Wasserratten die Investition in ein Shirt aus Neopren – in diesem synthetischen Material sorgen kleine, gleichmäßig im Gewebe verteilte Gasbläschen für Wärmeisolierung. Andererseits kann gerade das Planschen im flachen Wasser bei strahlender Sonne zum Hitzschlag führen, da das Wasser die Sonne reflektiert und Kopf und Oberkörper überhitzt. Nach einer halben Stunde Planschen sollten sich Kinder deshalb für eine Stunde in den Schatten zurückziehen.

Von Eltern oft unterschätzt wird auch der Wärmestau im Auto. In direkter Sonneneinstrahlung heizen sich Autos schnell auf, die Innentemperatur kann um einen Grad pro Minute steigen – auf bis zu 70°C. Das ist für Kinder schon mehrfach zur Todesfalle geworden. Selbst kurze Toilettenstopps können für Kleinkinder zur Gefahr werden. Wer Kinder bei großer Hitze im geschlossenen Auto beobachtet, sollte die Polizei rufen.

Durchblickend – Augen auf beim Brillenkauf

Sonnenbrillen unterdrücken den angeborenen Reflex, beim direkten Blick in die Sonne die Augen durch die Lider vor schädlichen Strahlen zu schützen. Sonnenbrillen können bei Kindern irreversible Augenschäden verursachen. Aus diesem Grund sollten Eltern unbedingt in Sonnenbrillen mit UV-abweisenden Gläsern mit mind. UV 400 investieren. Das CE-Zeichen und der Aufdruck EN 1836:1997 beweisen, dass die Brille europäischen Sicherheitsstandards genügt. Das ist oft noch aussagekräftiger als der Aufdruck UV 400, den man auch auf No-Name-Billigbrillen findet. Trotzdem sollten Kinder bis zum siebenten Lebensjahr nur kurzzeitig Sonnenbrillen tragen, da sich die Augen in diesem Alter noch entwickeln und dunkle Gläser bei zu langer Tragezeit negativ auf das Kontrastsehen des Kindes auswirken können.

Gluckernd – richtig trinken im Sommer

Bei normalen Außentemperaturen verlieren wir über Urin, Atemluft oder durch Schwitzen täglich etwa zwei Liter Flüssigkeit, an heißen Tagen können daraus aber schnell fünf Liter werden. Kinder trifft das in ähnlichen Verhältnissen. Grundsätzlich sollten Kinder folgende Mengen trinken: von 3 – 6 Jahren 0,8 Liter, von 7 – 9 Jahre 0,9 Liter, von 10 – 12 Jahre 1 Liter.

An heißen Tagen steigt der Flüssigkeitsbedarf, ab dem ersten Lebensjahr sollten Kinder dann bis zu einem halben Liter zusätzlich trinken, vom zweiten bis vierten Lebensjahr einen halben bis 0,7 Liter, zwischen vier und sieben Jahren bis zu einem Liter zusätzlich. Über Siebenjährige sollten 1,3 Liter mehr zu sich nehmen. Kinder sollten dabei immer über den Durst trinken – denn wenn sich Durst einstellt, besteht schon Mangel an Flüssigkeit. Untersuchungen haben bestätigt, dass Kinder gerade dann eher viel trinken, wenn Erwachsene ihnen das vormachen. Babys, die gestillt werden, benötigen in der Regel keine zusätzliche Flüssigkeit, können aber auch schon für sie geeignetes stilles Wasser trinken.

Zudem gilt: auf eiskalte Getränke verzichten! Auch wenn sie im ersten Moment enorme Erfrischung bieten, sind eiskalte Getränke eine „Falle“ – nach dem Genuss wird dem Körper erst richtig heiß. Der Körper reagiert auf den Kälteschock nämlich mit starker Durchblutung, um den Körper wieder aufzuwärmen. Besser sind gekühlte Getränke.

Gewusst wie – Tricks für den Sommer

An heißen Tagen schlafen Kinder oft schlecht ein. Ein lauwarmes Bad vor dem Schlafengehen oder der im Kühlschrank vorgekühlte Schlafanzug können helfen. Tagsüber bewahren geschlossene Rollläden die Kühle in der Wohnung, gelüftet wird nachts, wenn die Luft am kühlsten ist.

Kinder sollten auch abends nach der Heimkehr aus der Sonne mit Hautmilch oder geeigneten Lotionen eingecremt werden. Das pflegt die Haut und bringt angenehme Kühlung – am Besten nach dem Baden bzw. Duschen, vor dem Schlafengehen.

Viele Kinder trinken zu wenig und auch Nachdruck und Vorleben bleiben erfolglos. Eltern können mit wasserreichem Obst wie Melone, Nektarinen oder Fruchtkaltschalen und Suppen tricksen. Manchmal hilft schon ein bunter Strohhalm oder eine Trinkflasche mit dem Lieblingstier drauf.